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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 11.05.2023:

„Wissen aus erster Hand.“

Das Programm „Europa macht Schule“
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Bildrechte: Europa macht Schule

„Europa macht Schule“ (EmS) ist ein Programm, das den europäischen und internationalen Zusammenhalt unter jungen Menschen stärken möchte. Internationale Studierende und deutsche Schulklassen organisieren gemeinsam ein Projekt an einer Schule in Deutschland. Die Schüler*innen erhalten darüber Zugang zum Thema „Europa“ und lernen neue Länder kennen. Durch den lebendigen Austausch leistet EmS einen aktiven Beitrag zur Völkerverständigung.


Am Europatag, dem 9. Mai, wird jedes Jahr dem seit über 75 Jahren andauernden Frieden in Europa gedacht und das Thema „Europa und die Europäische Union“ in den Fokus gerückt. Den ganzen Mai über finden Aktionen und Veranstaltungen dazu statt, wenngleich diese, wie schon im vergangenen Jahr, durch den andauernden Krieg in der Ukraine überschattet werden.
Ein Projekt, das Europa das ganze Jahr über in den Mittelpunkt stellt, ist das Programm „Europa macht Schule“.

Das Programm „Europa macht Schule“

Im Rahmen des Programms „Europa macht Schule“, das vom gleichnamigen Verein Europa macht Schule e.V. getragen wird, führen internationale Studierende an Schulen in Deutschland gemeinsam mit einer Schulklasse und mit Unterstützung der Lehrkraft Projekte zu ihrem Heimatland oder einem allgemeinen europäischen Thema durch. In drei bis fünf Unterrichtsstunden geben sie Einblick in die Begebenheiten ihres Heimatlandes und ermöglichen Schüler*innen in Deutschland aus „erster Hand“ Wissen über eine andere Kultur, eine unterschiedliche Lebensweise, eine fremde Sprache und ein anderes politisches System zu erhalten. Interkultureller Wissenstransfer und Austausch werden in dem Programm durch die direkte Begegnung junger Menschen gelebt. Das weckt bei vielen Schüler*innen auch das Interesse nach eigenen Auslandsaufenthalten. Die internationalen Studierenden wiederum bekommen durch das Programm die Möglichkeit, Deutschland auch außerhalb ihrer Hochschule kennenzulernen. Sie verbessern dabei ihre Sprachkenntnisse und entwickeln pädagogische, methodische und interkulturelle Kompetenzen. An etwa 35 Standorten in ganz Deutschland führen ehrenamtliche Standort-Teams das Programm „Europa macht Schule“ derzeit durch. Mit der Programmlinie EmS-Projekte im ländlichen Raum werden auch Schulklassen jenseits der etablierten Hochschulstandorte in den Großstädten einbezogen. Die Standort-Teams werben internationale Studierende und Lehrkräfte an und betreuen sie über das gesamte Programmjahr.

Ursprung des Programms

Die Idee des Programms entstand auf der Konferenz „Was hält Europa zusammen?”, die der damalige Bundespräsident Horst Köhler parallel zum Treffen europäischer Staatsoberhäupter in Dresden im Februar 2006 initiiert hat. An der Konferenz nahmen über 100 Studierende und Stipendiat*innen zahlreicher Stiftungen aus verschiedenen europäischen Ländern teil. Die zentrale Frage der Veranstaltung war, wie die Identifikation mit Europa und seinen Institutionen gestärkt werden könne. Eine entscheidende Erkenntnis vieler Diskussionen war, dass Wege für den Austausch in Europa gefunden werden müssten, die die Menschen unmittelbar und in direkter Begegnung einbeziehen. Inspiriert von dieser Idee, gründeten einige der Konferenzteilnehmenden wenige Monate später den Verein Europa macht Schule e.V. Schon in der Pilotphase kamen 30 Projekte zustande, die junge Menschen im Sinne des europäischen Austauschs erfolgreich zusammenbrachten. In den folgenden Jahren konnte das Programm weiter ausgebaut werden. Bis zum 10-jährigen Jubiläum im Jahr 2016 wurden rund 1.400 Projekte von 1.500 Gaststudierenden durchgeführt. „Es ist beeindruckend zu sehen, was aus der kleinen Idee geworden ist, mit der wir zur europäischen Integration beitragen wollten. Das Bedürfnis zum Austausch, Kennenlernen und nach mehr Informationen übereinander entsprang den eigenen Erfahrungen und heute ist 'Europa macht Schule' wichtiger denn je“, findet Frederic Werner, 1. Vorsitzender von Europa macht Schule e.V. in den Jahren 2006 bis 2008. Seit 2009 erfolgt die finanzielle Förderung des Programms durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Im selben Jahr übernahm die Nationale Agentur für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit, die im Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in Bonn angesiedelt ist, die Koordination des Programms, ein Jahr zuvor Bundespräsident a.D. Horst Köhler die Schirmherrschaft. Seit April 2017 ist der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Schirmherr.

Projekte in den Klassen
Alle Schulformen können sich an dem Programm beteiligen, auch die Herkunftsländer und Fachrichtungen der teilnehmenden internationalen Studierenden unterscheiden sich. Welches Thema das jeweilige Schulprojekt haben soll, bestimmen die internationalen Studierenden gemeinsam mit den betreuenden Lehrkräften auf Grundlage der Interessen der Studierenden sowie den Vorgaben des Lehrplans. Die teilnehmenden Schüler*innen werden entsprechend ihres Alters aktiv in die Gestaltung und Durchführung des Projektes einbezogen. Im Jahr 2022 hatten zwei 6. Klassen der Rheingauschule Geisenheim die Möglichkeit, lettische Feiertage kennenzulernen. Gemeinsam mit der Studierenden Zanda Lece sprachen sie in dem Projekt „Lettland: Von Feiern und Festen bis zu Symbolen und Architektur“ über Ligo, die Mittsommernacht in Lettland, über Weihnachten, Namenstage und ein Festival, auf dem viel gesungen und getanzt wird. Dabei lernten die Schüler*innen auch viel über lettische Volkstrachten. Die griechische Studentin Chrysoula besuchte die Schulklasse 6a des Dag-Hammarskjöld-Gymnasiums Würzburg und führte gemeinsam mit der Schulkasse das Projekt „Kultur und Traditionen in Griechenland“ durch. Sie spielte mit den Schüler*innen ein Spiel über die griechische Mythologie. Dann erstellten die Schüler*innen ein „Wörterbuch“ und schrieben ihre Namen mit griechischen Buchstaben hinein. Weil das Projekt kurz vor Weihnachten stattfand, wurden auch die Weihnachtstraditionen Deutschlands und Griechenlands verglichen. María Iglesias Vázquez aus Galicien, Spanien, gab der 9. Klasse der Liebigschule in Frankfurt am Main anhand von Videos Einblicke in ihre Heimat. Sie sprach mit der Klasse über den keltischen Ursprung von Galicien, einer Region im Nordwesten Spaniens und brachte den Schüler*innen galicische Wörter bei. Die Jugendlichen lernten sich in der fremden Sprache vorzustellen und konnten schließlich sogar kleine Gespräche führen. María befasste sich gemeinsam mit der Schulklasse auch mit keltischen Symbolen und erklärte deren Bedeutung. „Es ist wunderschön zu sehen, wie viel Spaß alle Beteiligten an den Projekten haben und es ist toll, dass die Idee von 'Europa macht Schule' funktioniert“, freut sich eine Lehrerin. Zum Abschluss wurde jedes Projekt in der Schule präsentiert und die Schüler*innen und Studierenden erhielten ein Zertifikat zur Würdigung ihres Engagements.

Back to School

Erweitert wurde das Programm jetzt durch die neue Programmlinie „Back to School“ (BtS). Sie ermöglicht Studierenden deutscher Hochschulen, die ein Auslandssemester oder Auslandspraktikum absolviert haben, ihre Erfahrungen an einer Schule in Deutschland zu teilen. Dort können sie ihr Gastland vorstellen, gemeinsam mit den Schüler*innen ein Projekt gestalten und junge Menschen hautnah an ihren Erlebnissen und Erfahrungen, die sie in dem anderen Land gesammelt haben, teilhaben lassen.


Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 11.05.2023
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