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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 03.03.2022:

„Wir wollen von den Schüler*innen wissen, wie sie sich das Lernen in Zukunft vorstellen.“

Im Projekt „enorM“ diskutieren Schüler*innen mit Wissenschaftler*innen
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Dr. Melanie Verhovnik-Heinze, Dr. Juliane Grünkorn

Das Projekt „enorM: Lernen von (ÜBER)MORGEN - Wie wollen wir in Zukunft lernen?“ (Februar 2022 bis Ende Dezember 2022) ist Teil des Wissenschaftsjahrs 2022 - Nachgefragt! vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und wird von Kommunikationsexpert*innen des DIPF| Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt am Main durchgeführt. Im Rahmen des Projekts werden Schüler*innen aufgefordert, ihre Sicht auf das Lernen (in der Zukunft) zu kommunizieren und ihre Fragen und Ideen mit Wissenschaftler*innen zu diskutieren. Die Online-Redaktion von „Bildung + Innovation“ sprach mit Dr. Juliane Grünkorn und Dr. Melanie Verhovnik-Heinze vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation über die Ziele des Projekts und die geplanten Aktivitäten in der Mobilisierungs- und Interaktionsphase.


Online-Redaktion: Im Mittelpunkt des Projekts „enorM“ stehen die Schüler*innen. Wie entstand die Idee, Schüler*innen dazu zu befragen, wie sie sich das Lernen von (ÜBER)MORGEN vorstellen?

Grünkorn: Gerade die Corona-Pandemie rückt das Thema Lernen und Schule verstärkt in den Fokus. Es fällt auf, dass in Aushandlungsprozessen und Diskussionen in erster Linie Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und Lehrkräfte zu Wort kommen. Schüler*innen selber aber nicht, obwohl sie diejenigen sind, die das Geschehen unmittelbar betrifft. Deswegen haben wir uns mit einem Projekt beim Wissenschaftsjahr 2022 Nachgefragt! beworben, mit dem wir uns konkret an Schüler*innen richten. Wir wollen sie in den Vordergrund rücken, ihnen eine Plattform geben und von ihnen wissen, wie sie sich das Lernen in Zukunft vorstellen. Also erfahren, welche Erfahrungen, welche Fragen, Ideen und Vorschläge sie haben.

Online-Redaktion: Die Mobilisierungsphase hat vor Kurzem begonnen. Wie erreichen Sie die Schüler*innen und wie können diese sich beteiligen?

Grünkorn: Wir versuchen, Schüler*innen dazu aufzufordern, ihre Fragen und Ideen auf der Projekt-Webseite einzutragen. Dazu rufen wir sie insbesondere über unsere Social Media-Kanäle auf. Jede*r ist eingeladen, sich zu beteiligen und eine Frage oder Idee einzubringen! Mit der Methode der „Aufsuchenden Beteiligung“ gehen wir zusätzlich auf Schüler*innen direkt zu, die wir über die konventionellen Formate nicht erreichen, weil sie sich nicht trauen bzw. nicht so gut lesen, schreiben oder formulieren können. Dazu besuchen wir Schulen in Randgebieten, stellen das Projekt vor und sammeln vor Ort Fragen ein.

Verhovnik-Heinze: Als Anreiz zum Mitmachen verlosen wir auch Preise. Einen Hauptpreis - ein Tablet - und fünf Büchergutscheine.

Online-Redaktion: Welche Aktionen sind für die Mobilisierungsphase noch geplant?

Grünkorn: In der Mobilisierungsphase geht es erst einmal darum, Fragen für das Lernen in der Zukunft zu sammeln. Zum Abschluss der Mobilisierungsphase planen wir ein Schüler*innen-Camp. Auf diesem Camp werden alle Fragen, die eingereicht wurden, gemeinsam mit den Schüler*innen besprochen.

Verhovnik-Heinze: Natürlich findet vor dem Camp eine Sichtung statt, manche Fragen werden sich doppeln oder sich ähneln, so dass wir sie zusammenfassen und eine Frage daraus erstellen. Die vorstrukturierten Themen werden anschließend im Camp von den Schüler*innen weiterbearbeitet und strukturiert. Dort wollen wir auch bei den Schüler*innen dafür werben, sich als „Fragen-Pat*innen“ speziellen Fragen oder Themenbereichen zu widmen.

Grünkorn: Die „Fragen-Pat*innen“ werden in der sich anschließenden Interaktionsphase aktiv. Hier können sie über verschiedene Formate ihre Frage - das können auch eigene Ideen sein, wichtig ist nur, dass ihr Herz daran hängt und sie auf die Frage unbedingt eine Antwort haben möchten - gemeinsam mit Expert*innen diskutieren und beantworten.

Online-Redaktion: Welche Formate sind dafür vorgesehen?

Grünkorn:
Wir planen zum Beispiel eine Podcast-Reihe, in der wir die Gespräche zwischen den „Fragen-Pat*innen“ und den Wissenschaftler*innen des DIPF als Hörformat aufnehmen. Im Format „Book a Question“ können „Fragen-Pat*innen“, aber auch andere interessierte Schüler*innen, Lehrkräfte etc. Fragen buchen und sich dazu mit Forschenden austauschen. Des Weiteren planen wir einen eintägigen „Hackathon“, bei dem interessierte Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte mit Forschenden des DIPF zusammenkommen, um Zukunftsideen für das Lernen in der Zukunft zu entwickeln und zu diskutieren. „Fragen-Pat*innen“ können an allen Aktivitäten der Interaktionsphase teilnehmen oder nur an einzelnen. Wir versuchen auf jeden Fall, alle Themenfelder durch die Formate abzudecken und in ihrer Bandbreite darzustellen.

Online-Redaktion: Wie werden die Schüler*innen, die nicht an der Interaktionsphase teilnehmen, über die Beantwortung der Fragen auf dem Laufenden gehalten?

Verhovnik-Heinze:
Der Prozess vom Zeitpunkt des Einreichens einer Frage über das Barcamp bis zum Austausch mit Forschenden wird transparent auf der Projekt-Webseite dargestellt. Jede*r kann dort den Weg einer Frage mitverfolgen und sich die Ergebnisse dazu anschauen. Die Podcasts werden dort genauso wie die Ergebnisse aus den Formaten „Book a Question“ und „Hackathon“, die mithilfe visueller Protokolle festgehalten werden, eingestellt. Durch das Sichtbarmachen wollen wir auch Diskussionen anregen und gegebenenfalls neue Fragen hervorrufen, durch die sich ein weiterer Austausch ergeben kann.

Online-Redaktion: Höhepunkt der Interaktionsphase ist das sogenannte „Serious Game“. Serious Games wollen nicht nur unterhalten, sondern auch Information und Bildung vermitteln. Inwiefern eignet sich das Spiel für Ihr Projekt?

Grünkorn: Serious Games haben großes Potenzial, Schüler*innen für Themen rund um das Lernen zu begeistern. Dieses Potenzial soll für das Vorhaben genutzt werden. Geplant ist ein webbasierter Escape Room, der sich in seiner Ästhetik und den darin enthaltenen Aufgaben an Schüler*innen ab der Mittelstufe richtet und offene Schnittstellen zu anderen Lernmaterialien aufweist. Alle Produkte, die im Projekt entstehen, die Fragen und Ideen von den Schüler*innen zur Zukunft des Lernens, die entstandenen Podcasts und Visualisierungen aus „Book a Question“ und dem „Hackathon“, aber auch wissenschaftliche Inhalte zu verschiedenen Themenbereichen sollen implementiert werden. Damit das Spiel möglichst authentisch ist, bieten wir kein fertiges Spiel an, sondern lassen es von den Schüler*innen gemeinsam mit einer Agentur und dem enorM-Projektteam auf einem Workshop entwickeln. Zur Unterstützung gibt es eine Art Baukasten mit Ideen, Rätseln oder anderen Komponenten, auf die die Schüler*innen dabei zurückgreifen können.

Verhovnik-Heinze: Den Startworkshop veranstalten wir im April gemeinsam mit den Schüler*innen und der produzierenden Agentur. Dort entwerfen alle gemeinsam das Spiel und die zentralen Herausforderungen, die es zu lösen gibt. Fertig sein soll das Serious Game im Oktober. Dazwischen liegt die Entwicklungs- und Produktionszeit, in die wir auch mehrere Feedbackschleifen und Tests mit Dummies einbauen, damit wir sicher sein können, dass es von den Schüler*innen angenommen wird.

Online-Redaktion:
Welchen Wert hat das Projekt für die Beteiligten?

Grünkorn: Der Wert liegt unserer Meinung nach darin, dass die Schüler*innen über dieses Projekt die Möglichkeit erhalten, mit ihren Fragen, Wünschen, Ängsten, aber auch Ideen und Lösungsvorschlägen gehört zu werden. Aber auch für uns und die beteiligten Expert*innen wird das Projekt einen großen Wert und Nutzen haben, denn wir haben hier die Möglichkeit, auf Fragen und Lösungsvorschläge zu stoßen, auf die wir selber vielleicht nie gekommen wären. Daraus entwickeln sich vielleicht spannende Ideen oder sogar Vorhaben. Im allerbesten Fall gewinnt es auch Aufmerksamkeit auf politischer Ebene. Wir haben die Hoffnung, dass durch die Dachkampagne des Wissenschaftsjahrs 2022 Nachgefragt! eine entsprechende Aufmerksamkeit erzielt wird und sich die Politik mit den Fragen und Ideen der Schüler*innen beschäftigt.

Online-Redaktion: Wie werden die Ergebnisse nach Ablauf des Wissenschaftsjahrs genutzt werden können?

Verhovnik-Heinze: Webseite und Serious Game werden nach Ablauf des Wissenschaftsjahrs weiterhin zur Verfügung stehen, so dass sich Schüler*innen, Eltern, Lehrkräfte und andere Interessierte auch im Nachhinein informieren können. Es ist auch angedacht, die Produkte, wie beispielsweise die Podcastreihe, fortzuführen. Außerdem werden wir ein thematisches Dossier mit den Ergebnissen des Projekts auf der Homepage des Deutschen Bildungsservers veröffentlichen.

Darüber hinaus sehen wir eine Prozessevaluation vor, damit wir unseren Erkenntnisgewinn und Erfahrungsschatz dokumentieren und der interessierten Praxis bzw. der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis für die weitere Nutzung zur Verfügung stellen können.



Dr. Juliane Grünkorn leitet das Referat Kommunikation des DIPF, das sich u. a. um die interne und externe Kommunikation des Instituts kümmert. Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Transfer im Bildungsbereich und insbesondere mit partizipativen Ansätzen und Wirkindikatoren. Aktuell verantwortet sie das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Kommunikationsprojekt „enorM: Lernen von ÜBER(MORGEN) - Wie wollen wir in Zukunft lernen?“.

Dr. Melanie Verhovnik-Heinze
ist ausgebildete Journalistin und Kommunikationswissenschaftlerin. Sie arbeitet derzeit mit einem starken Fokus auf dem Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis als Wissenschaftliche Mitarbeiterin des DIPF im Transferprojekt „PrEval - Evaluationsdesigns für Präventionsmaßnahmen“ und als Projektkoordinatorin im BMBF-Kommunikationsprojekt „enorM: Lernen von ÜBER(MORGEN) - Wie wollen wir in Zukunft lernen?“.


Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 03.03.2022
© Innovationsportal

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