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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 11.11.2021:

Gemeinsam für eine chancengerechte Bildung

Lokale Bildungsnetzwerke setzen sich für gute Bildung ein
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Stiftung „Ein Quadratkilometer Bildung“

Die Stiftung „Ein Quadratkilometer Bildung“ (km2 Bildung) baut Bildungsnetzwerke an verschiedenen Programmorten auf und fördert lokale Verantwortungsgemeinschaften für gute Bildung. Dadurch verbessert sich der Bildungserfolg vieler Kinder und Jugendlicher deutlich. Besonders die Übergänge zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen gelingen besser.


Alle Kinder und Jugendliche haben das Recht auf gute Bildung, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihrem Wohnort. In von Armut betroffenen Stadtvierteln und Gemeinden fehlen aber häufig Entwicklungsperspektiven und Teilhabechancen. Das Programm „Ein Quadratkilometer Bildung“ (km2 Bildung) stärkt zu diesem Zweck Verantwortungsgemeinschaften, um gute Bildung in strukturschwachen Gebieten zu unterstützen und gestaltet Bildungsnetzwerke entlang der kompletten Bildungskette vom Eintritt in die Kita bis zum Schulabschluss mit.

Das erste Projekt
„Ein Quadratkilometer Bildung“ wurde 2007 zunächst als Programm der Stiftung Freudenberg in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie an der Rütli-Oberschule in Berlin-Neukölln initiiert. An der Schule herrschte damals ein großes Gewaltproblem, das zeigte, dass Schulen häufig nicht den Herausforderungen des Sozialraums gewachsen sind, der sie umgibt. Gut funktionierende Bildungsinstitutionen sind jedoch essentiell für einen erfolgreichen Lebens- und Bildungsweg von Kindern und Jugendlichen. Besonders, wenn diese aus Stadtvierteln und Gemeinden kommen, die von Armut betroffen sind. Mit gebündelten Kräften hat „Ein Quadratkilometer Bildung“ entscheidend dazu beigetragen, dass heute inmitten von Nord-Neukölln mit der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli - CR2 ein lebendiger und nachgefragter Schulstandort existiert.

Stiftung „Ein Quadratkilometer Bildung“ (km2 Bildung)
„Ein Quadratkilometer Bildung“ (km2 Bildung) ist in den vergangenen 15 Jahren von einem Programmort am Campus Rütli bis auf derzeit insgesamt 13 Programmorte in den sechs Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen angewachsen - immer in Kooperation mit den jeweiligen Kommunen oder Bildungsministerien. Rund 30.000 Kinder und Jugendliche besuchen in diesen Sozialräumen die lokalen Bildungseinrichtungen. Im Jahr 2021 entschieden die Gremien der Freudenberg Stiftung, das Programm selbstständig werden zu lassen und als Stiftung auszugründen. Die Stiftung „Ein Quadratkilometer Bildung“ hat ihren Hauptsitz in Weinheim, Baden-Württemberg, und ein Programmbüro mit Werkstattraum in Berlin-Mitte. Die Mehrheit des Teams arbeitet im Berliner Programmbüro. Die Freudenberg Stiftung ist als Alleingesellschafterin der Stiftung „Ein Quadratkilometer Bildung“ inhaltlich und fördernd verbunden geblieben.

Programmorte von „Ein Quadratkilometer Bildung“
„Ein Quadratkilometer Bildung“ ist in Stadtteilen und Gemeinden aktiv, die besonders von Armut betroffen sind, wie z.B. der Stadtteil Hohenstücken in Brandenburg an der Havel, oder in ländlichen strukturschwachen Gebieten wie z.B. Bernsdorf im Landkreis Bautzen in Sachsen. Hier sind die Herausforderungen meist komplex und über Jahre gewachsen. Rund um eine Schlüsselschule entsteht das lokale Bildungsnetzwerk. Potenzielle Partner*innen von „Ein Quadratkilometer Bildung“ sind all diejenigen, die vor Ort an Bildung beteiligt sind: Von den Jugendämtern und der Stadtverwaltung über Kitas und Schulen, freie Träger und Jugendzentren, Bibliotheken, Vereine bis hin zu Ehrenamtlichen und Eltern. Durch die Einbindung in ein Netzwerk wachsen Bildungs- und Erziehungspartnerschaften, die gemeinsam Aktivitäten und Maßnahmen entwickeln und besonders die Übergänge im Bildungssystem im Blick haben. Aus den einzelnen Akteur*innen werden durch die übergreifende Zusammenarbeit, die Abstimmung ihrer Haltungen, neuer Konzepte und eines gemeinsamen Qualitätsverständnisses von Bildung eine Verantwortungsgemeinschaft, die nachhaltige Veränderungen im Stadtteil bewirken kann und die die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen verbessert. Entscheidend ist immer die kommunale Unterstützung: Nur mit ihr können gemeinsam neue Wege und gute Lösungen für Kinder und Jugendliche gestaltet werden. Die Stiftung arbeitet darüber hinaus auch mit der jeweiligen Schulaufsicht und den zuständigen Landesministerien zusammen.

Pädagogische Werkstatt im Netzwerk
Kernpunkt jedes Sozialraums von „Ein Quadratkilometer Bildung“ ist die Pädagogische Werkstatt. Sie agiert etwa auf der Grundfläche eines Quadratkilometers, woher auch der Name des Programms stammt. Praxisbegleiter*innen mit unterrichts- und sozialpädagogischem Know-how übernehmen die Leitung. Sie erfragen systematisch Bedarfe, bringen Schlüsselpersonen aus den verschiedenen Einrichtungen miteinander ins Gespräch, koordinieren und moderieren das Bildungsnetzwerk und entwickeln mit den Netzwerkpartner*innen gemeinsam Ansätze und Maßnahmen entlang der Bildungskette. Zehn institutionelle Partner*innen im Stadtteil umfassen die lokalen Bildungsnetzwerke der Pädagogischen Werkstätten im Schnitt. Die Pädagogische Werkstatt ist ein Ort des Austauschs und Dialogs mitten im Quartier, die täglich für alle Bildungsakteur*innen geöffnet ist.

Themen der Programmorte
Die inhaltliche Themensetzung erfolgt durch die Programmorte selbst und durch ein überregionales Programmteam, manchmal auch unter Einbeziehung von Wissenschafts- und Praxisperspektiven. Im Zentrum stehen zurzeit die Themen Inklusion, Sprachbildung, Partizipation und Demokratie, digitale Bildung, individuelles Lernen, Resilienz und die Zusammenarbeit mit den Eltern. Zur Unterstützung des schulischen Lernens und zur Verbesserung der individuellen Förderung beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens wurde beispielsweise an den Schlüsselschulen in Wuppertal das Angebot „Treffpunkt Schule“ eingerichtet. Es bietet Hilfe bei den Hausaufgaben, leistet individuelle Lernförderung und beinhaltet Beratungsangebote für Eltern. Die Mitarbeiter*innen von „Treffpunkt Schule“ stehen zudem in engem Kontakt mit den Lehrkräften. In „Ein Quadratkilometer Bildung“ in Neubrandenburg wiederum gibt es ein aktives Netzwerk ehrenamtlicher (Vor-) Lesepat*innen, die im Tandem mit Grundschüler*innen oder Hortkindern Morgenlese-Sessions durchführen. So wird der Austausch zwischen den Generationen mit Sprachförderung verbunden. Außerdem entwickelt ein Digital Coach an der Regionalen Schule „Am Lindetal“ gemeinsam mit der Pädagogischen Werkstatt und engagierten Lehrkräften ein Pilotprojekt zum agilen Lernen. Methoden wie Kanban, Design Thinking und Scrum sollen im projektbasierten Unterricht Anwendung finden. Im wöchentlichen Elterncafé von „km2 Bildung“ in Herten im Ruhrgebiet können Eltern Erziehungskompetenzen vertiefen und Einblicke in die Erwartungen von Schule bekommen. Gleichzeitig bietet das Café Raum, um Bedenken und Befürchtungen äußern zu können.

Im Netzwerk von „Ein Quadratkilometer Bildung“ entstehen aber auch verschiedene Praxisansätze, mit deren Hilfe Kindern und Jugendlichen Sozialkompetenzen, Achtsamkeit oder erfolgreiche Stressbewältigung vermittelt werden und die auch die Förderung von Resilienz gezielt unterstützen. Die Folgen von Flucht, Vernachlässigung, Homeschooling oder Lockdown können langfristige Folgen für die psycho-emotionale Entwicklung von Kindern haben. Gemeinsam mit pädagogischem Fachpersonal und Vertreter*innen aus der Wissenschaft entwickelt die Stiftung Ansätze zum sensibleren Umgang mit psychischen Belastungen unter Kindern und Jugendlichen.

Das überregionale Netzwerk „km2 Bildung“ wirkt
Die Pädagogischen Werkstätten an allen Standorten profitieren außerdem von einer bundesweiten Unterstützungsstruktur im Netzwerk. Ein überregionales Team erfasst aktuelle Herausforderungen, teilt Best Practices und organisiert bei Bedarf Fortbildungs- und Austauschmöglichkeiten. Im Rahmen regelmäßiger digitaler Treffen berichten die Leitungen der Pädagogischen Werkstätten außerdem einander aus ihrer Praxis, tauschen Ideen und Handlungsansätze aus und entwickeln diese gemeinsam weiter.

Nach mehr als zehn Jahren „Ein Quadratkilometer Bildung“ wurde Bilanz gezogen: Dr. Sabine Jung von der Beratungsagentur Professional Philantropy legte im Auftrag der Freudenberg Stiftung im Mai 2020 eine Leistungsbilanz vor. So finden zwischen den verschiedenen Akteur*innen und Institutionen auf allen Ebenen der Programmorte eine stärkere Vernetzung und ein intensiverer Austausch statt, was zu einem ganzheitlichen Blick auf den Sozialraum und zu einer verbesserten Koordination der Aktivitäten führt. Das Engagement der pädagogischen Fachkräfte in Kindertagesstätten und Schulen erhöht sich über ihren unmittelbaren Aufgabenhorizont hinaus. Bei den Kindern und Jugendlichen stellen sich sichtbare Bildungserfolge ein: Zwei Drittel von insgesamt 76 Führungskräften aus Bildungseinrichtungen und Pädagogischen Werkstätten an zwölf Programmorten geben an, dass sich der Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen durch die Beteiligung an „km2 Bildung“ „sehr deutlich“ oder „deutlich“ verbessert hat. Besonders die Übergänge zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen gelingen besser und dem Thema „Sprachbildung“ wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Bei den meisten Bildungseinrichtungen führt dies zu einer Qualitätssteigerung.


Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 11.11.2021
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