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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 28.08.2014:

Vielfalt als Bereicherung empfinden

Der Jugendintegrationswettbewerb „Alle Kids sind VIPs“
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Bildrechte: Bertelsmann Stiftung

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Um dazu beizutragen, ihre Bildungschancen zu verbessern, hat die Bertelsmann Stiftung 2008 den Jugendintegrationswettbewerb „Alle Kids sind VIPs“ ins Leben gerufen. Mit dem Wettbewerb werden Projekte von Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 21 Jahren ausgezeichnet, die sich sensibel für ein faires Miteinander in kultureller Vielfalt einsetzen sowie praktische Ideen für ein gutes Zusammenleben entwickeln und umsetzen. Vielfalt soll an Deutschlands Schulen als Chance begriffen werden. Bedingungen sind, dass die Projektideen in den Schulalltag eingebunden sind und als gute Beispiele auch von anderen übernommen werden können; die Jugendlichen selbst sollen die Projekte planen und durchführen.

Gewinnen konnte man eine Fahrt inklusive Siegerehrung nach Berlin und einen Projekttag, der aus dem Besuch eines „Alle Kids sind VIPs“-Botschafters und einem Workshop an der Schule besteht. Die Botschafter, die alle einen Migrationshintergrund haben, sind dieses Jahr der Profi-Fußballer Gerald Asamoah, Comedian Bülent Ceylan, Multitalent Daniel Aminati, die Musiker Culcha Candela und Andreas Bourani sowie Model und Moderatorin Rebecca Mir. Die Sieger können außerdem ein bis zwei eigene Vertreter nennen, die in einer „Kids-Jury“ die nächsten Siegerprojekte bestimmen.

Die Preisträger

Aus den 115 online eingereichten Bewerbungen wählte die Bertelsmann Stiftung elf Projekte für die Endabstimmung aus. Eine „Kids-Jury“ - Kinder und Jugendliche aus den Siegerprojekten der letzten Wettbewerbsrunde - bestimmte daraus erstmals die fünf Preisträger des diesjährigen Jugendintegrationswettbewerbs. Nach langen Diskussionen über Vielfalt, Respekt, Akzeptanz und darüber, wie man die Gemeinschaft an der Schule am besten stärken kann, ermittelten die acht Jugendlichen die fünf Siegerprojekte: „Die Kunst der Vielfalt“ (Hermann-Vöchting-Gymnasium, Blomberg), „Interkulturelle Begegnungen: Das Fremde & ich“ (Gymnasium Veitshöchheim), „Gesichter meiner Stadt“ (Osnabrück), die Courage-Schülerstiftung (Münster) und den Bandcontest für Toleranz (NetzwerkCourage, Oberhavel). Außerdem konnten die Leser der Seite „Alle Kids sind VIPs“ ein Projekt auswählen, das den Publikumspreis erhielt. Das Projekt „Mobbing“ des Vereins Jugendwerk e.V. aus Wittmund (Ostfriesland) bekam bei der Abstimmung 916 Stimmen und hat damit deutlich gewonnen.

Die prämierten Projekte für Toleranz und Vielfalt
Auf der Suche nach einem geeigneten Weg, um Toleranz, Vielfalt und Courage im Schülerbewusstsein zu verankern, hatte die Schülervertretung des Hermann-Vöchting-Gymnasiums in Blomberg (Nordrhein-Westfalen) die Idee, einen Wettbewerb auszurichten, der es den Schülern ermöglichte, ihre Botschaft, dass Rassismus an der Schule nicht zu akzeptieren und der Appell, dass Vielfalt eine Bereicherung sei, künstlerisch umzusetzen. Eingereicht wurden in dem Wettbewerb „Die Kunst der Vielfalt“ Beiträge in vielfältiger Form: Legofilme, Fotostorys, Lieder, Märchen, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilder. Die Ergebnisse wurden in einer Schulversammlung vorgestellt, und im Namen des Außenministers Dr. Steinmeier, der als Pate für das Projekt gewonnen werden konnte, wurden Preise übergeben.

Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Veitshöchheim in Bayern haben im Rahmen des von ihnen ausgewählten Projekts „Interkulturelle Begegnungen: Das Fremde & ich“ Patenschaften für Flüchtlingskinder in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Würzburg übernommen. Sie haben Kinder aus der Ukraine, aus Afghanistan, aus der Türkei, dem Iran und Äthiopien mit dem kulturell-gesellschaftlichen Leben in der Gegend vertraut gemacht und sie in ihr Leben eingebunden. Dazu gehörten gemeinsame Kino- und Theaterbesuche ebenso wie die Unterstützung bei den Hausaufgaben und beim Deutschlernen. Auch haben sich die Paten mit den Lebensbedingungen in ihren jeweiligen Heimatländern und mit den Gründen für ihre Flucht nach Deutschland auseinandergesetzt.

Das Projekt „Gesichter meiner Stadt“ bildet das vielfältige Leben in Osnabrück (Niedersachsen) ab. Schüler diverser Schulen (Ratsgymnasium, Ursulaschule, Gymnasium „In der Wüste“ u.a.) porträtierten Osnabrücker mit ausländischen Wurzeln und führten die Geschichten auf der Internetseite www.gesichter-meiner-stadt.de zusammen. Die Vielfalt Osnabrücks soll durch die Porträts hier lebender Menschen mit Migrationshintergrund gezeigt werden und einen Zugang zu den Themen „Migration" und „Integration" eröffnen. Eine regionale Zeitung und der Radiosender osradio wollen die Geschichten verbreiten helfen.

Beeindruckende Projekte von engagierten Jugendlichen
Der Verein Courage-Schülerstiftung in Münster (Nordrhein-Westfalen) wird von Jugendlichen geleitet, die Kinder mit geringen Bildungschancen fördern. An der Gründung der Stiftung im Frühjahr 2006 haben etwa 20 Schüler/innen, hauptsächlich aus der Oberstufe, mitgewirkt. Seitdem haben sich über 100 Schülerinnen und Schüler für die Stiftung engagiert. Die Stiftung ist ein langfristig angelegtes Schülerprojekt des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, um Werte wie Zivilcourage, Engagement und Willenskraft dauerhaft zu vermitteln. Die Schule liegt in dem Stadtteil Münster-Kinderhaus, der als sozialer Brennpunkt gilt. Diskriminierung und Bildungsungleichheit gehören hier zur Tagesordnung. Viele Kinder haben hier sehr schlechte Ausgangsbedingungen. Die Schüler-Stiftung fördert diese Kinder und unterstützt sie. Dazu gehören Leseabende mit Grundschulkindern, Ferienworkshops und individuelle Patenschaften.

Das NetzwerkCourage ist ein Zusammenschluss von Schülerinnen und Schülern von sieben Schulen in Oberhavel (Brandenburg), die Projekte gegen Rassismus und Ausgrenzung organisieren. Das neueste Projekt war der Musikwettbewerb für Toleranz: Schülerbands haben eigene Songs zu den Themen Toleranz und Rassismus geschrieben und diese am 20. Juni 2014 in einem Bandcontest auf dem Schlossplatz Oranienburg präsentiert. Gleichzeitig befand sich dort eine Demokratiemeile, auf der sich verschiedene Initiativen aus Oberhavel vorstellten.

Die Jugendlichen des Vereins Jugendwerk aus Wittmund (Niedersachsen) haben mit ihrem Musikvideoprojekt „Mobbing" den Publikumspreis gewonnen. Mit dem Video wollten die erst zwölf Jahre alten Jugendlichen, die aus zehn unterschiedlichen Ländern kommen, etwas gegen das an vielen Schulen aktuelle Problem „Mobbing" unternehmen. Ihnen ging es darum, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken und das faire Miteinander der Kinder und Jugendlichen zu fördern und sie zu ermutigen, auf eigene Talente zu vertrauen. Gemeinsam haben sie ein Drehbuch geschrieben und das Video gedreht. Jetzt besuchen sie viele Schulen, an denen sie ihr Musikvideo zeigen und mit den Schülern über das Problem „Mobbing" diskutieren.

Die Preisverleihung
Bei der feierlichen Siegerehrung am 2. Juli 2014 in Berlin dankte Staatsministerin Aydan Özoguz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Schirmherrin des Preises, den Jugendlichen für ihr vorbildliches Engagement für ein faires Miteinander in Vielfalt. Sie zeigte sich beeindruckt von dem ehrenamtlichen Einsatz der vielen Jugendlichen und stellte fest, dass in den Projekten sichtbar wird, dass Vielfalt in den Klassenzimmern in Deutschland längst zu Hause sei und sich die vermeintlich Großen hier einiges abgucken können. Auch Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, lobte die Eigeninitiative der Jugendlichen: „Es kann uns allen Mut machen, wie engagiert sich Jugendliche über alle Grenzen hinweg für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft einsetzen.“
Andreas Bourani und die FanatiX sorgten mit ihren künstlerischen Beiträgen für eine gute Stimmung. Moderiert wurde die feierliche Veranstaltung von Shary Reeves. Auf der Siegerehrung erfuhren die Gewinner, welcher Botschafter sie bald besuchen wird.

 

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 28.08.2014
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