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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 29.08.2019:

„Die Präsenz von OER und das Interesse an OER haben zugenommen.“

Die Projekte der OERinfo-Förderlinie
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Luca Mollenhauer

Von November 2016 bis Anfang/Mitte 2018 wurden über einen Zeitraum von rund 18 Monaten 24 Projekte zu „Open Educational Resources“ (OER) - freie Lehr- und Lernmaterialien mit einer offenen Lizenz - vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Online-Redaktion von „Bildung + Innovation“ sprach mit Luca Mollenhauer, Koordinator der Informationsstelle OER (OERinfo), einem der geförderten 24 Projekte, über die Ziele und Inhalte der Vorhaben der OERinfo-Förderlinie.


Online-Redaktion: Welche Ziele waren mit der Förderung verbunden?

Mollenhauer: Die allgemeinen Ziele dieser BMBF-Förderlinie waren die Bekanntmachung und die Stärkung der Sichtbarkeit von OER in Deutschland. Vor der OER-Förderlinie gab es nur einzelne Projekte wie „Mapping OER“ von Wikimedia, das auch vom BMBF gefördert wurde, oder die Machbarkeitsstudie zu Bedingungen OER-förderlicher Infrastrukturen des Deutschen Bildungsservers. Es gab eine starke Graswurzelcommunity, die sehr vielfältig war, aber keine zentralen Ansprechstellen, von denen das Wissen über OER gebündelt und verteilt wurde.

Daneben ging es in der Förderlinie vor allem um die Sensibilisierung und Qualifizierung von Multiplikatoren. Die Projekte hatten die Aufgabe, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Schnittstellen, z.B. in Rechenzentren, E-Learning-Programmen der Universitäten oder Lehrerfortbildungszentren, die sich mit digitaler Lehre und digitalem Lernen beschäftigen, im Umgang mit OER zu schulen. Die meisten hatten bis dahin keine Berührungspunkte mit dem Thema und konnten so erfahren, was OER ist, was sich mit freien Lehr-Lern-Materialien erreichen lässt, und somit das Wissen und die Kenntnisse über OER weiter in die Breite tragen.

Online-Redaktion: Zu welchen Themen waren die Projekte und aus welchen Bildungsbereichen kamen sie?

Mollenhauer: Die Projekte deckten alle Bildungsbereiche ab, es gab Projekte aus dem Bereich der Schule, der Hochschule, der Erwachsenenbildung und der Berufsbildung. Auch thematisch war ein breites Spektrum vertreten, auch was die regionale Ausprägung angeht. Es gab Projekte, die sich nur um OER an ihrer Hochschule gekümmert haben bis hin zu Projekten, die im ganzen Bundesgebiet aktiv waren und dazwischen gab es welche, die sich nur auf ein Bundesland bezogen. Gemeinsamer Nenner der Projekte war meist die Durchführung von gegenstandsspezifischen Workshops, meist Workshopreihen, um die Multiplikatoren an OER heranzuführen.

Online-Redaktion: Wurden die Zielvorhaben erreicht?

Mollenhauer: Das lässt sich so eindeutig natürlich nicht immer sagen, wenn es um Formulierungen wie Sichtbarkeit und Sensibilisierung geht, da das Förderprogramm keine konkreten quantitativen Kennzahlen hat, anhand derer sich präzise feststellen lässt, wie erfolgreich die Projekte waren. Was man aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass die Präsenz von OER und das Interesse an OER eindeutig zugenommen haben im Laufe der Förderlinie. Man kann noch nicht davon sprechen, dass OER erfolgreich in die Breite gegangen ist, teilweise gibt es immer noch eine starke regionale Konzentration, insbesondere auf Universitäten oder Einrichtungen, in denen die Projekte besonders aktiv waren, aber OER ist auf Ebene der Bundesländer deutlich präsenter geworden.

Online-Redaktion: Werden die Projekte nach der Förderung vom BMBF weiter fortgeführt?

Mollenhauer: Das Projekt „JOINTLY“, die OERcamps und die Informationsstelle OER werden noch bis Ende 2020 vom BMBF gefördert. Bei den anderen Projekten verhält es sich etwas unterschiedlich, aber es gibt auf jeden Fall gute Beispiele, beispielsweise in Rheinland-Pfalz, wo das Verbundprojekt OER@RLP, das zuvor vom virtuellen Campus in Rheinland-Pfalz geleitet wurde, jetzt von einer OER-Allianz eigenständig fortgeführt wird und auch mit den Ländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (NRW) kooperiert. Auch das Projekt „edulabs“, das in Berlin von der Open Knowledge Foundation realisiert wurde, wird seit Projektende von Freiwilligen weiter getragen.

Online-Redaktion: OERinfo war ebenfalls ein Projekt der Förderlinie, nahm aber eine gewisse Sonderrolle ein. Konnte sie dazu beitragen, OER in Deutschland zu verankern?

Mollenhauer: Verankern ist ein starkes Wort, aber ich denke, die Informationsstelle hat auf jeden Fall dazu beigetragen, die Sichtbarkeit von OER im Bildungsdiskurs deutlich zu verstärken. Insbesondere über die Berichterstattung im Blog ist eine dauerhafte Medienpräsenz seitens der Informationsstelle vorhanden, die dazu führt, dass das Thema regelmäßig präsent ist. Wir bekommen auch Anfragen von einzelnen Institutionen, wenn es um allgemeine Fragen rund um OER oder um die Beratung zur Einführung von OER-Policys geht. Wir werden verstärkt als Ansprechpartner in Sachen OER wahrgenommen, und das wollen wir ja auch sein.

Unsere Projektpartner - wir haben in jedem Bildungsbereich einen Partner, der dort für OER zuständig ist - sind immer gefragtere Experten und Referenten in ihrem jeweiligen Bildungsbereich. Sie hatten ja die Möglichkeit, seit Ende 2016 konsequent Netzwerke in ihren Bildungsbereichen aufzubauen und werden jetzt als wichtige Ansprechpartner für OER gesehen, wenn es um Workshops, Vorträge oder fachliche Beratung geht.

Online-Redaktion: OERinfo berichtet auch über den Stand und die Entwicklung von OER in Deutschland. Was hat sich in den vergangenen Jahren getan?

Mollenhauer: Insbesondere in den letzten Monaten haben die Bundesländer verstärkt die Idee von Länderportalen für Lernmaterialien vor allem für den Bereich Hochschule aufgegriffen. In Baden-Württemberg gibt es seit Anfang 2017 das „Zentrale OER-Repositorium der Hochschulen in Baden-Württemberg“ (ZOERR) und jetzt entstehen u.a. auch Portale in NRW, Niedersachsen und Hessen. Was sich hier feststellen lässt, ist, dass OER nicht unbedingt im Titel vorkommt, aber als ein Baustein im Bereich der digitalen Bildung zunehmend Akzeptanz findet. Und genau das sollte auch eines unserer Ziele sein: OER als integraler Bestandteil von Digitalisierungsprojekten in den einzelnen Bildungsbereichen. Es sollte immer die Frage gestellt werden, ob OER ein gutes Werkzeug im Kontext digital basierter didaktischer Szenarien sein kann.

Online-Redaktion: OERinfo ist beim Deutschen Bildungsserver angesiedelt. Wie passt das Portal in die Gesamtstrategie „Digitale Bildung“ des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation? Gibt es Schnittpunkte beispielsweise zu dem BMBF-Projekt „EduArc“?

Mollenhauer: Das DIPF hat ja schon sehr lange eine Tradition im Bereich der digitalen Infrastrukturen, gepaart mit einem starken Fokus auf Open Science und Open Education. Somit hat die Informationsstelle schon vor drei Jahren sehr gut in dieses Gesamtkonzept gepasst. Wir haben auch als Deutscher Bildungsserver mit den Projekten „edutags“ und „ELIXIER“ schon vorher Erfahrungen gemacht im Bereich der frei zugänglichen Lernmaterialien. Somit ergibt sich ein gutes Gesamtbild, was insbesondere unsere Abteilung Informationszentrum Bildung angeht, die letztes Jahr noch einmal mehrere größere Digitalisierungsprojekte einwerben konnte. Eins davon ist das Projekt „EduArc“, ein Forschungsprojekt, das sich mit Gelingensbedingungen für vernetzte Infrastrukturen beschäftigt. Hier konnten wir durch die Arbeit der Informationsstelle den Kolleginnen und Kollegen sehr gut weiterhelfen, u.a. mit Einblicken aus der Praxis, Informationen darüber, was sich in den letzten Jahren im Bereich OER etabliert hat, wo die Bedarfe sind und wer hilfreiche Kontakte und Ansprechpartner sind.

Online-Redaktion: Die Förderung von OERinfo ist um zwei weitere Jahre genehmigt. Welche neuen Aufgaben sind damit verbunden? Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Mollenhauer: Wir möchten auf der guten und erfolgreichen Arbeit der ersten zwei Jahre aufbauen. Zunächst möchten wir die Entwicklung der Netzwerke noch stärker vorantreiben. In der ersten Förderphase haben die Projektpartner Dossiers erstellt, die auf unserer Website zugänglich sind und die einen sehr umfangreichen Einblick in die OER in ihrem jeweiligen Bildungsbereich bieten. Die zweite Förderphase soll noch stärker dafür genutzt werden, externe Aktivitäten wahrzunehmen, also vermehrt anwendungsbezogene Workshops auszurichten, auf  einschlägigen Veranstaltungen präsent zu sein, um OERinfo als einen zentralen Akteur im OER-Diskurs zu etablieren. Darüber hinaus versuchen wir OER neben den klassischen Bildungsbereichen auch in andere Bereiche zu tragen, von denen wir glauben, dass sie dort eine große Bereicherung sein können. Wir sind dabei, Workshops vorzubereiten, in denen es beispielsweise um Themen der Verbraucherbildung oder auch der Leseförderung geht.
 


Luca Mollenhauer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIPF im dortigen Informationszentrum Bildung (IZB). Am Deutschen Bildungsserver koordiniert er die Informationsstelle „OERinfo“ und ist verantwortlich für den Bereich „Digitale Bildung / Digitale Infrastrukturen”. Zuvor war er nach seinem deutsch-französischen Studium der Politikwissenschaft an der Universität Freiburg und dem Institut d’Etudes Politiques Aix-en-Provence als Organisationsberater für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig.



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 29.08.2019
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