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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 22.08.2019:

„Bildung und Digitalisierung sind dynamische Prozesse, die immer wieder einen Austausch zwischen Forschung und Praxis erfordern.“

Das Metavorhaben „Digitalisierung im Bildungsbereich“
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Dr. Barbara Getto

Lehren und Lernen mit digitalen Medien findet inzwischen in allen Bildungsbereichen statt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert seit 2018 über eine Laufzeit von fünf Jahren rund 50 Forschungsvorhaben zum Thema „Digitalisierung im Bildungsbereich“. Über diese Einzelprojekte hinaus hat das Ministerium ein Metavorhaben bewilligt, das Teil des Rahmenprogramms empirische Bildungsforschung ist und die Förderprojekte begleitet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehrerer Leibniz-Institute tragen unter Leitung des Learning Lab der Universität Duisburg-Essen zur Vernetzung der Projekte bei und unterstützen den Transfer in die Bildungspraxis. Die Online-Redaktion von „Bildung + Innovation“ sprach mit Dr. Barbara Getto, Projektmanagerin des Metavorhabens am Learning Lab, über Ziele, Inhalte und erste Ergebnisse des Metavorhabens.


Online-Redaktion: Seit September 2018 fördert das BMBF Forschungsvorhaben zum Thema „Digitalisierung im Bildungsbereich“. Was sind die Ziele der Projekte?

Getto: Die Projekte der BMBF-Förderlinie „Digitalisierung im Bildungsbereich“ gehören zu der Strategie „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“, mit der das BMBF die Vermittlung digitaler Kompetenzen und das Lernen mit digitalen Medien fördert. Die Strategie ist Teil der digitalen Agenda der Bundesregierung. Die Projekte forschen gezielt danach, was die Potenziale digitaler Medien sind und wie diese systematisch für die Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung im Bildungswesen nutzbar gemacht werden können. Das Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung flankiert die Förderlinie wissenschaftlich, sie untersucht Grundsatzfragen und Gelingensbedingungen, wie die Wirkung von Digitalisierungsprozessen und die Implementierung von Digitalisierung in der Bildung. Es geht auch um die Entwicklung und Erprobung von Konzepten zur Gestaltung der Veränderungsprozesse in den Bildungsinstitutionen.

Online-Redaktion: Welche Themenstellungen stehen im Fokus?

Getto: Die Förderlinie umfasst alle Bildungsbereiche, da Digitalisierung ja auch alle Lebensbereiche erfasst. Dazu gehören neben den Bereichen der frühen Förderung, Schule, Hochschule, Lehrerbildung und beruflichen Bildung auch die Wechselwirkungen zwischen den Bildungseinrichtungen, wie die Übergänge Kindergarten/Schule, Schule/Hochschule bzw. Schule/berufliche Bildung und der Bereich der Erwachsenenbildung, also das Lebenslange Lernen. Die Projekte betreffen die Bildungseinrichtungen in allen Bereichen. Zurzeit gibt es rund 30 Projekte und das Metavorhaben. Bis zum Ende des Metavorhabens rechnen wir mit circa 50 Projekten.

Online-Redaktion: Welche Aufgaben und Ziele übernimmt das BMBF-Metavorhaben „Digitalisierung im Bildungsbereich“ dabei?

Getto: Die wichtigste Idee des Metavorhabens ist eine Klammer zu bilden über diese einzelnen Forschungsprojekte und die Ergebnisse und Entwicklungen zu erfassen, aufzuarbeiten und mit bestehenden wissenschaftlichen Konzepten aus der Bildungsforschung in Verbindung zu setzen. Es geht aber auch darum, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesen Forschungsprojekten zu vernetzen, einen Transfer und Dialog untereinander sowie mit anderen Akteuren aus Bildungspraxis und Bildungspolitik zu fördern. Dahinter steht eine neue Idee des Transfers von Forschungsergebnissen. Unser Selbstverständnis ist nicht zu sagen, wir forschen und der Transfer ist dann ein nachgelagerter Prozess, Bildung und Digitalisierung sind dynamische Prozesse, die immer wieder einen Austausch zwischen Forschung und Praxis erfordern. Wir gehen von daher von einem Transfergedanken aus, der stark dialogbasiert ist und deshalb ist auch das Metavorhaben so angelegt, dass wir im Laufe der fünf Jahre immer wieder Formate haben, mit denen wir mit der Bildungspraxis analog gehen.

Online-Redaktion: Wie ist die Aufgabenverteilung unter den Partnern?

Getto: Da wir verschiedene Bildungsbereiche adressieren, haben wir Partner aus allen Bereichen. Die Universität Duisburg-Essen ist mit den drei Institutionen Learning Lab, AG Schulforschung und dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an dem Verbundprojekt beteiligt. Das Learning Lab mit Professor Dr. Michael Kerres hat die Projektleitung und koordiniert den Bereich schulische Bildung, das IAQ die Bereiche frühkindliche und betriebliche Bildung. Dann sind drei Leibniz-Institute beteiligt. Das DIPF/Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt am Main legt den Schwerpunkt auf das Forschungsdatenmanagement und die Erstellung von Forschungssynthesen. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen in Bonn (DIE) bedient das Netzwerk Erwachsenenbildung und das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen adressiert die Projekte der Lehrerbildung. Darüber hinaus bekommen die Projekte Unterstützung im Forschungsdatenmanagement. Es ist ja auch für die Projekte eine Pflicht, sehr genau zu dokumentieren, welche Daten sie zu welchem Zweck erheben. Ein wichtiges Thema ist dabei, wie man Daten für die Wissenschaft zur Verfügung stellen kann. Hierin bekommen die Projekte Support von den Kolleginnen und Kollegen aus dem DIPF.

Online-Redaktion: Wie begleitet und unterstützt das Metavorhaben die einzelnen Projekte und Bildungssektoren?

Getto: Wir versuchen möglichst bedarfsorientiert unterstützend vorzugehen. Wir bieten zum einen Weiterbildungs- und Beratungsangebote, auf die die Kolleginnen und Kollegen aus den Projekten über die Website digi-ebf.de zugreifen können. Zum anderen gibt es Austauschformate, in denen es um die Entwicklung von Forschungsmethodologie geht, in denen wir überlegen, wie Projekte im Kontext Digitalisierung in der Bildung angelegt sein müssen und wie man die Forschungsmethodologie weiter entwickeln kann. Außerdem legen wir großen Wert auf die Vernetzung der Förderprojekte. Insbesondere eine Vernetzung der Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den Projekten ist aus einem Metavorhaben heraus sehr gut organisierbar. Mit den Experten- und Dialogforen haben wir ein zusätzliches Vernetzungselement geschaffen, um Forschungsergebnisse zu diskutieren und Forschungsdesiderate zu identifizieren. Die Dialog- und Expertenforen sind so angelegt, dass sie auch Akteure in den einzelnen Sektoren adressieren. Dort kommen Wissenschaft und Praxis zusammen und arbeiten gemeinsam an den Fragen.

Online-Redaktion: Führt das Metavorhaben auch eigenständige Forschungsvorhaben durch?

Getto: Ja, wir haben sechs Doktorarbeiten, die während des Metavorhabens realisiert werden. Da geht es um allgemeine Themen zu der Frage, was Lernen im digitalen Zeitalter ist und wie man es erheben kann, wie z.B. „Instrumente zur Evaluation von neuen Qualitäten des digitalen Lernens“, sowie um Fragen zu spezifischen Themen, die auf bestimmte Bildungsbereiche zugeschnitten sind, wie beispielsweise im Bereich der frühkindlichen Bildung die Bewältigung der Digitalisierung durch die Akteure in Kindertageseinrichtungen, wozu es bisher sehr wenig Material gibt.

Online-Redaktion: Das Projekt startete im September 2018. Gibt es bereits erste Ergebnisse?

Getto: Ja, wir haben schon wichtige Meilensteine erreicht. Im Frühling 2019 haben wir das erste Vernetzungstreffen der Projekte der Förderlinie durchgeführt. Rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben einen ganzen Nachmittag zu Fragen diskutiert wie: wie funktioniert Transfer, wie funktioniert Metaforschung, was sind methodologische Fragen in der Bildungsforschung etc. Das waren wirklich sehr intensive Dialoge. Es gab bereits auch die ersten Dialog- und Expertenforen und wir haben die Arbeit an unseren Forschungssynthesen begonnen. Es ist vorgesehen, dass wir in jedem Jahr pro Bildungsbereich ein Dossier zum aktuellen Forschungsstand in einem bestimmten Thema erstellen werden und 2019 geht es um die Frage, welche Kompetenzen das pädagogische Fachpersonal braucht, um Digitalisierung gut umsetzen zu können. Für jeden Bildungsbereich - frühkindliche Bildung, schulische Bildung, Lehrerbildung, Erwachsenenbildung und berufliche Bildung - wird ein Dossier erstellt und Ende des Jahres veröffentlicht.

Online-Redaktion: Am 4. und 5. September 2019 findet das Ed-Tech Research Forum statt. Worum wird es dabei gehen?

Getto: Das ist die Tagung zur Methodologie der Forschung E-Learning und Digitalisierung. Es geht hierbei um die Schnittstelle von Bildungsforschung und Bildungspraxis und wie diese zu einem wechselseitigen Nutzen entwickelt werden kann. Im Mittelpunkt stehen Methoden und Workshops um die Frage, wie man in Projekten zur Digitalisierung in der Bildung forscht, es wird herausragende Vorträge geben. Wir rechnen mit rund 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Am Rande wird es auch ein Vernetzungstreffen der Projekte der Förderlinie geben und - das ist uns ganz wichtig - auch ein Treffen aller Metavorhaben aus dem Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung. Es gibt neben dem Metavorhaben „Digitalisierung im Bildungsbereich“ noch vier weitere Metavorhaben, die entsprechende Förderlinien begleiten. Mit ihnen stehen wir in engem Austausch über die Frage, wie Metaforschung eigentlich aussieht, wie man Projektarbeit gut unterstützen kann und wie der Transfer tatsächlich gelingt. Das sind Fragestellungen, die auf dem Forum ebenfalls thematisiert werden. Das wird für uns eine runde Veranstaltung.


Dr. Barbara Getto ist promovierte Bildungswissenschaftlerin und forscht zu Veränderungsprozessen in Bildungseinrichtungen im Kontext der Digitalisierung. Seit September 2018 koordiniert sie am Learning Lab der Universität Duisburg-Essen das BMBF-Metavorhaben „Digitalisierung im Bildungsbereich.“



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 22.08.2019
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